Verdener Familienforscher e.V.
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zu berühmten Persönlichkeiten
zum Untergang der Titanic
am 12. April 1912
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Der Deutsche Correspondent, 28.10.1907, Seite 5 - 3. Teil
Von See und Hafen.
"Rhein" angelangt.- 119 Kajüten und 1220 Zwischendecks-Passagiere gelandet.- Das Hesse-Nachtigall-Paar muß nach Deutschland zurück.- Frau Hesse droht mit Selbstmord.
Die Landung der Passagiere.
Unter Leitung des Einwanderungs-Commissärs L. T. Weis ging die Landung der Passagiere rasch von statten. Neben den beiden erwähnten zur Deportation Verurtheilten wurden von den Zwischendecks-Passagieren etwa 70 vorläufig zurückgehalten. Unter einem falschen Verdacht wurde die 24 Jahre alte Böhmin Albina Berverka der Inquisitions-Behörde zugeführt, jedoch wieder freigelassen. Dieselbe wurde nämlich den Einwanderungs-Behörden als Anarchistin denunzirt. Ihr kurzgeschorenes Haar machte allerdings auch einen etwas verdächtigen Eindruck, aber ihre naiven Antworten, die sie auf die an sie gerichteten Fragen gab, ließen erkennen, daß sie völlig harmlos war und nur herüber kam, um ihrem in Reffs, Ohio, wohnenden Bräutigam die Hand zum Bunde zu reichen.
Unter den Kajüten-Passagieren befanden sich zahlreiche heimkehrende Baltimorer. Hr. John Mayo, der sich drei Monate lang in seiner Heimath, Bayern, aufhielt und dort seine Schwester und Schwiegereltern besuchte, kehrte hoch befriedigt von seiner Reise zurück. Seine Frau hatte eine große Ueberraschung für ihn in Bereitschaft. Dieselbe verkaufte nämlich während seiner Abwesenheit seine frühere Bäckerei an Wolfestraße u. Ashland-Avenue und ließ für ihn eine prächtige Bäckerei an der Ecke von Madison- und Montford-Avenue einrichten, die vollständig modern ausstaffirt ist.
Frl. Kunigunde Hofmann war seit Mai zum Besuch bei ihren Eltern in der Nähe von Bayreuth. Sie brachte ihre Schwester, Frl. Marie Hofmann, mit. Beide wurden von ihrem Oheim, Hrn. Michael Nickel von Nr. 2501, Canton-Avenue, abgeholt. Hr. Bernh. Bellerson von Nr. 1137, Williamstraße, besuchte seine Eltern in Twistingen bei Bremen und machte eine Reise durch das Oldenburgische. Hr. David Koch von Nr. 1712, Harford-Avenue, besuchte ebenfalls seine Eltern in Osnabrück, bei denen er sich sechs Monate aufhielt.
Hr. Karl Rasch von Nr. 451, Nord-Milton-Avenue, vollendete seine dritte Deutschlandreise seit seiner 54-jährigen Anwesenheit in Amerika. Er besuchte zuerst seine Heimath Baden u. machte dann ausgedehnte Touren durch Deutschland und die Schweiz. Er war im Ganzen vier Monate abwesend.
Die HH. Paul Kraushaar u. Otto W. Biehl hatten ihre Geburtsorte in Kurhessen und Verwandte daselbst besucht. Neu begeistert von ihrer alten Heimath kehrte Frl. Anna Voigtlein nach einem viermonatlichen Aufenthalte im Elternhaus zurück. Letzteres steht nämlich im herrlichen Kanton Bern, Schweiz.
Ein volles Jahr brachte Hr. Heinrich Frei mit seiner Familie in seinem Heimathsort Rimbach, Hessen-Darmstadt, zu. Er nannte dort noch ein Haus und Güter sein eigen, und gelang es ihm erst vor einigen Wochen, dieselben günstig zu verkaufen. Hr. Frei betrieb früher in Nr. 812, Eastern-Ave., Highlandtown, eine Wirthschaft, welche jetzt von seiner Tochter geführt wird. Er wird wieder nach einem Restaurant Umschau halten.
Frau Bernhardine Slaughter weilte seit Mitte September bei ihren Verwandten in Osnabrück und kehrte bei bester Gesundheit zurück.
Nach längerer Trennung wurden gestern Hr. und Frau Christian Juhl wieder vereint. Hr. Juhl kam vor 19 Monaten nach Baltimore und hat hier die Stellung eines Werkzeug-Verwalters der "Baltimore-Ohio-Bahn," und gestern traf nun auch seine Frau, die sich bisher in Hamburg aufgehalten hatte, hier ein. Hr. Juhl hat sich während der kurzen Dauer seines Aufenthaltes in Amerila viele Freunde erworben und ist ein geachtetes Mitglied des "Metzger-Gesangvereins," des "Arbeiter-Männerchors" u. des Turnvereins "Vorwärts."
 
 
Fundort: Baltimore
Quelle: Der Deutsche Correspondent, 28.10.1907, Seite 5
Einsteller: Rainer Doerry  Mail

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